Dialoge I – 15 Jahre zs art

 

Walter Angerer-Niketa
Jean-Paul Dumas-Grillet
Ingeborg G. Pluhar
Roland Goeschl
CX Huth
Duks Koschitz
Karl Kriebel
Ray Malone
Martin Noël
Drago Prelog
Veronika Rodenberg
Robert Staudinger
Emil Toman
Jesse Willems
Irene Wölfl
Guido Zehetbauer-Salzer

Eröffnung:
11. April 2024, 19.00 - 21.00 Uhr
19.30 Uhr: Im Zuge der Eröffnung würdigt die zs art galerie ihre Künstlerin Ingeborg G. Pluhar anlässlich ihres heurigen 80. Geburtstages, den sie am 8.3.2024 beging. Andrea Zehetbauer und Guido Zehetbauer-Salzer lesen Auszüge aus den Briefen Ingeborg G. Pluhars an Kunstl (eine personifizierte Kunstfigur, die für die Werte der Kunst steht). In den Briefen beschreibt sie ihr Hadern, ihr Ringen im Schaffensprozess und ihre Abgrenzung zu Handwerk oder gar Kitsch. Es versinnbildlicht die unterschwellig permanente Auseinandersetzung mit Kunst.

Ausstellung: 12. April bis 5. Juni 2024

15 Jahre zs art galerie feiern wir in II Ausstellungs-Etappen.
Es ist eine Zusammenstellung ausgesuchter Arbeiten der aktuellen zs art KünstlerInnen sowie GastkünstlerInnen der letzten Jahre. Kontroversiell und zugleich abwechslungsreich beziehungsvoll zueinander in Szene gesetzt.

Walter Angerer-Niketa (1940-2021) hinterlässt ein beeindruckendes Portfolio, das sehr schön seinen Wandel vom Wotruba- und Pillhofer-Schüler zu einem eigenständigen kompromisslosen Minimalismus reifte. Den statischen, kubisch geschnittenen Stein optisch in Bewegung versetzen, das war sein Statement zur Ewigkeit, das er übrigens auch in seinen Gouachen, Holzskulpturen und Faltungen eindrucksvoll manifestierte.
Guido Zehetbauer-Salzer widmet seine Malerei, seine Zeichnungen, dem Wald / den Bäumen: den Lebewesen, die bereits Millionen von Jahren vor uns den Planeten bevölkerten und allem Raubbau zum Trotz den Menschen überleben werden. Er erzählt diesen Naturraum so, wie wir uns an ihn erinnern werden, wenn wir seine Existenz auf wenige Refugien zugepflastert haben werden: nur mehr den Duft schmeckend, unglaublich lyrisch und sinnlich abstrahiert.
Dagegen nutzte Roland Goeschl (1932-2016) das Holz der Baumstämme für seine Stelen, Sackgassen und Eckverschiebungen, um die Farbe (Rot, Gelb, Blau) zum Material werden zu lassen. Die Farben verleihen den kubischen Formkonstellationen Dramaturgie, Dynamik und Rhythmus.
Jesse Willems changiert zwischen geometrischem Formenspiel und Material in edlen Holzvitrinen mit Gegenwartskunst aus altem Papier. Er setzt sich damit über die Vergänglichkeit mit Zeitlosigkeit hinweg und wirkt damit vertraut heutig.
Aus Papier, eigentlich Karton, formt Duks Koschitz nicht berechenbare Faltenkonstrukte. Dabei bedient er sich einer früheren Methode, Karton besonders strapazfähig zu machen. Sie erinnern sich vielleicht an die braunen Kartonkoffer aus den 50er Jahren. Mit solcherart behandeltem grauem oder weißem Karton zaubert Ducks Koschitz swingende Landschaftsarchitektur.
Gläserne gegenstandslose Architektur dekonstruiert Karl Kriebel mit unterschiedlichen Strichstärken und Grauwerten. Grund- und Aufriss wechseln einander unentwegt ab, ein Erfassen, ein Nachvollziehen der Architektur ist dadurch unmöglich. Es bleibt das Eintauchen in eine unergründliche eigene Welt, fern jeder Natur.
Martin Noël (1956-2010) erfuhr 2019 eine Würdigung seines „organischen Konstruktivismus“ mit einer Soloausstellung in der Albertina  und zeitgleich in der zs art galerie. Risse im Asphalt oder Schatten von Vegetation an den Fassaden sind etwa seine Inspirationsquellen. Linien oder Flächen, die er mit radikalem Minimalismus in Holz und in Linolschnitt. Der Abdruck von Farbe verleiht dem Papier oder der Leinwand einen malerischen Duktus.
Ingeborg G. Pluhar malt Spiegelungen in flächige Höhenschichtfelder zerlegt. Übertitel: „Entsprungen-Entdeckt-Entstellt“. Ingeborg G. Pluhar widmet ihre Aufmerksamkeit den Nebensächlichkeiten, holt den Hintergrund, das Beiwerk auf die Bühne.
Die „Blauen Objekte“ von Veronika Rodenberg  - zweigeteilte Rechtecke, ein Teil matt, der andere glänzend - scheinen, mit etwas Abstand zur Wand, im Raum zu schweben. Das Aufregende ist die Form der Teilung, ihre pointiert Geometrie ist pure Ästhetik kraft radikaler Reduktion.
Auch ein Meister eines poetischen Minimalismus ist Ray Malone etwa mit seinen Rotationen. Eine Komposition des Quadrats, das durch minimale, lineare und flächige Teilung maximale Spannung, Rhythmus erfährt. Den geteilten Farbflächen haucht er mit Reißkohle eine dezente Wölbung ein. Die unmerkliche Dreidimensionalität irritiert angenehm die geometrische Ordnung.
Irene Wölfls genähte Collagen sind nicht weniger entdeckungsreich. Sie liest in Gefundenem, Weggeworfenem, Gebrauchtem Geschichten. Deren Gebrauchspuren erzählen von Schicksalen und Irene Wölfl macht daraus eigene, andere Erzählung. Kleinode zum Versinken in eine versunkene Zeit.
Der französische Kameramann Jean-Paul Dumas-Grillet malt mit der Kamera Fotos von ganz banalem Alltäglichen. Etwa mit dem Blick aus dem Fenster auf das Fenster gegenüber. Oder dem Spiegel, in dem sich das Fenster des Raumes spiegelt und ein weiteres draußen. Die Landschaft eingerahmt vom Fenster eines fahrenden Zuges. Man ist geneigt, hinter den Fenstern romaneske, geheimnisvolle Begebenheiten zu vermuten. Nachhaltige Belichtungsmomente aus der Zeitlosigkeit.
Robert Staudingers Fotokonzepte sind Meisterwerke der Fotokunst. Mit der Serie „Instabile Körper“ kreierte er Schüttbilder der Gegenwart. Millionen von Linsen vor einer Lichtwanne zusammengeworfen hält er den entscheidenden Augenblick fest, wo z.B. Linsenmassen aufeinandertreffen. Amorphe Formen vom Zufall in den leeren Raum „gemalt“.
Emil Toman (1923-2007), der Naturliebhaber, Maler und Lehrer, war ein Suchender. Im Informel fand er seine Ausdrucksweise. In den meisten seiner späteren Bilder malte er seinen größten Wunsch: in Verbindung mit dem Universum zu sein.
CX Huth erfindet Figuren, Situationen, erzählt in Bildern und gemalten Texten schräge Comic-Geschichten über Freundschaft. Sie sind ein Feuerwerk überbordender Fantasie aus einer anderen Welt.
Drago Prelog antwortete auf die Frage, seit wann er seine Schriftbilder malte: seit ich 4 Jahre war. Das Schreiben der Erwachsenen imponierte ihm so sehr, dass er deren Schrift, die er ja nicht lesen konnte, fortan imitierte. Später, als reifer Maler, kultivierte er seine Leidenschaft und wurde von den Studierenden der Kunstakademie als ihr Professor per Streik eingefordert. Mit Recht, denn in Drago Prelogs Schriftbildern fasziniert jeder einzelne Strich seiner universellen Schriftstruktur.