PRINZIP LANDSCHAFT
Walter Angerer-Niketa
Wilhelm Drach
Denise Rudolf Frank
Marie-France Goerens
Mathias Hornung
Josef Pillhofer
Helmut Swoboda
Emil Toman
Heliane Wiesauer-Reiterer
Irene Wölfl
Guido Zehetbauer-Salzer
Ausstellung: 27.3. – 22.5.2019
zur Ausstellung: Peter Bogner, Friedrich-Kiesler-Stiftung
zur Ausstellung: Peter Bogner, Friedrich-Kiesler-Stiftung
Der Begriff „Landschaft“ konzentriert sich hier auf seine philosophisch-kulturwissenschaftliche Bedeutung. Im ursprünglichen Sinne von „freiem Land“ und der indogermanischen Wurzel des Verbes „schaffen“. Im Prinzip geht es also um die subjektive Wahrnehmung und Interpretation einer Gegend als ästhetische Ganzheit. Die Vielfalt des individuellen Landschaftserlebens schafft, insbesondere in dem unablässigen Streben nach Freiheit, eine reichhaltige Basis für Abstraktion und Reduktion.
Der Bildhauer und Minimalist Walter Angerer-Niketa reduziert Landschaft auf ein dreidimensionales Dreieck. Das Streben nach der absoluten Reduktion führt ihn immer wieder zu philosophisch komprimierter Geometrie, wobei er durch minimale Abweichungen von der Grundform der Skulptur ihre Genialität, wie auch Lebendigkeit verleiht. Das Werk findet seine Identität in der Übereinstimmung von Form und Inhalt.
Wilhelm Drach malt seine eigene Sicht des Lebendigen. Ausgehend von realen Eindrücken, Erfahrungen entstehen an der Leinwand ganz persönliche, sich verselbständigende Landschaftsabstraktionen.
Denise Rudolf Frank artikuliert Landschaft in impulsiven Expressionen. In ihren Arbeiten spiegelt sich ihre unerschrockene Lebenslust und geballter Tatendrang. Mit einer Handschrift, die, im Gegensatz zur zarten Erscheinung, unglaublich kraftvoll zupackt und dabei sehr subtil, ja sinnlich bleibt.
Das Prinzip Landschaft inszeniert Marie-France Goerens als evolutionäres Zufallsprodukt. Wie ihre Konzepte stets Impulse, Auftakte für zufälliges Entstehen sind. Auf dessen freie Entwicklung sie ihr Hauptaugenmerk legt. Erstaunlich, die ästhetischen Ergebnisse dieser Selbstläufer. In dieser Intervention, die das uneingeschränkte Werden überwacht, in der Offenheit und Freude für das Unvorhersehbare liegt ihre Kunst.
Mathias Hornung schneidet, fräst Linienraster in das organisch gewachsene Material Holz. So konfrontiert er das Natürliche, das einzigartig Unregelmäßige mit einer künstlichen Regelmäßigkeit. Die dem Holzstück aufgezwungene Topologie vereint Fläche und Raum, schafft die Symbiose von Bild und Skulptur, intoniert die schwarze Scholle des gepflügten Ackers oder das schottische Hochland.
Josef Pillhofer, neben Fritz Wotruba, der Großmeister der österreichischen Kubismus-Avantgarde, inszeniert den Fels oder den Baum mit wenigen unregelmäßigen Quadern zu architektonischen Figuren. In der bewussten Abweichung von der Geometrie zeigt sich seine Handschrift, wird aus den Kuben die Architektur der Natur ersichtlich.
Würde unter den Gemälden von Helmut Swoboda nicht "Gosausee", "Dachstein" oder "Waldbach Strupp" stehen, es wären völlig abstrakte, mit sparsam subtiler Farbigkeit verzaubernde Werke. Der Titel macht dem Betrachter sofort die ganze Macht des interpretierten Naturereignisses gewahr. Geheimnisvoll düster wie unerreichbar schön, ohne kitschigem Pathos: abstrakte Impressionen.
Die kompromisslose Liebe zur Freiheit führt den jungen Emil Toman auch in die Wüste, wo ihn die endlose Leere des Sandmeeres fasziniert. Im Laufe zahlreicher Wanderungen in der Natur empfindet sich Emil Toman mehr und mehr als Teil des ganzen Universums. Die Wogen seiner Emotionen finden in der völligen Abstraktion seinen logischen Ausdruck.
Heliane Wiesauer-Reiterer geht bei ihren spontanen, skizzenhaften Reduktionen bis an die Grenze des Möglichen. So genügt ihr eine leicht gekrümmte Linie, die den Horizont, also die ferne Silhouette einer Landschaft andeutet. In einem anderen Eitempera-Bild charakterisiert sie eine Baumgruppe mit aufregend wilder Gestik.
"Poesie der kleinen Dinge" nennt Irene Wölfl ihre Collagen aus Gefundenem, Verlorengegangenem, Zurückgelassenem. In spannenden Collagen formt, formuliert Irene Wölfl ihre Schätze, die mit feierlichem Respekt bewahrt zu neuen geheimnisvoll poetischen Geschichten.
Guido Zehetbauer-Salzer erinnert die Zukunft an das zusehends bedrohte Paradies der Gegenwart. Seine Waldspaziergänge auf der Leinwand oder am Papier skizzieren vom wogenden Rauschen, der farbenprächtigen Vielfalt, dem Duft des Lebens, schlicht vom evolutionären Ergebnis einer unvorstellbar langen Zeitspanne, wie es im Universum vielleicht nur einmal vorgekommen sein wird.
Ausstellungstext mit Künstlerbiografie
Ausstellungstext mit Künstlerbiografie