Das Narrativ

 

Andrea Pernegr
Eduardo Vega de Seoane
Irene Wölfl

Ausstellung: 11.3. – 26.4.2022
zur Ausstellung: Clara Kaufmann, Kunsthistorikerin

Wenn abstrakte Bilder Geschichten erzählen, lassen sie viel Spielraum für Interpretationen, beflügeln die Phantasie. Und einiges erzählen uns diese Bilder auch über die Stimmung, die Haltung ihrer SchöpferInnen. Die Ausstellung „Das Narrativ“ zeigt die frei formulierten, höchst persönlichen Gedanken-Welten, in denen sich Andrea Pernegr, Eduardo Vega de Seoane und Irene Wölfl verlieren. Ihre Werke orientieren sich nicht an der Wirklichkeit, kein vorgefasster Plan bestimmt das Werden der Bilder. Die Unbeschwertheit, mit der sie ihre Intuitionen fließen lassen, ist das Fundament, auf dem ihre Erzählungen entstehen.
 
Die tagebuchartigen Bildgeschichten von Andrea Pernegr spiegeln scheinbar banale Alltagsimpressionen. Doch so liebevoll, wie sie ihr Umfeld beschreibt, hat jeder noch so simple Gegenstand einen bedeutenden Platz in ihrem Leben. Ihre Bewunderung für die kleinen Nebensächlichkeiten verpackt sie in logohafte Reduktionen, eine Schüssel auf dem bildfüllenden Tisch wird zur Metapher, zum Symbol für einen gelungenen Tag. Mit einer unbeschwerten, von Stilen und Thesen völlig unbeeindruckten, Ausdrucksweise zelebriert sie ihre ganz persönlichen Wahrnehmungen, fasziniert sie kunstsinnige Feinschmecker.
 
Eduardo Vega de Seoane malt Musik. Flüchtige Jazztöne, vom Tonträger direkt auf die Leinwand skizzenhaft gemalt. Je nach individueller Stimmung zart, zerbrechlich oder dunkel, geheimnisvoll aber auch farbenintensiv, kräftig. Seine Bilder haben wohl immer eine Gliederung, die sich jedoch in den emotionalen Höhen und Tiefen der Musik virtuos auflöst. Eduardo selbst sagt, er male Luft, die Atmosphäre, Schwingungen. Etwas, das man nur spüren kann, will er niederschreiben. Deshalb fühlen sich seine Bilder so leicht und gleichzeitig so innig wie gehaltvoll an.
 
Ursprünglich wollte Irene Wölfl zu Müll verkommenes Verpackungsmaterial retten, ihm eine zweite Chance, einen nachhaltigeren Sinn geben. Eine Aufgabe, die dieses Material, das einst kurzfristig ein mehr oder weniger nützliches Produkt werblich ummantelte, selbst zum eigenständigen Element machte. Mittlerweile hat sie das Repertoire ihrer Werkmaterialien – zugleich ihre Inspirationsquellen – erweitert. So sind es nun auch gefundene Fotos, Briefe, Urkunden, alte Prospekte, die selbst eine Geschichte haben, von Schicksalen erzählen. Irene Wölfl gestaltet mit ihren subtilen, feinsinnigen Collagen aus den unterschiedlichen Geschichten eigene, neue Erzählungen. Wunderbare Kleinode, in denen Geschichtsfragmente kunstvoll verwebt, verklebt, vernäht wurden. Ja, Irene Wölfl zeichnet mit der Nähmaschine lyrische Liniengeflechte in ihre Poesien der kleinen Dinge.

Eroeffnungsrede ClaraKaufmann 10.03.2022
Kurzbiografien der KünstlerInnen