Eine Idee in Fläche und Form

 


Walter Angerer-Niketa (1940-2021)
John Carter
Roland Goeschl (1932-2016)
Karl Kriebel
Christiane Reiter
Bogumila Strojna
 

Opening: 24.4.2025
es spricht Dr. Peter Assmann, Kunsthistoriker
Laufzeit: 25.4. - 4.6.2025

Die zweidimensionale Umsetzung einer Idee kann die Vorstufe zur räumlichen Lösung sein, aber auch eine völlig eigenständige neue Interpretation des gleichen Anliegens. Die unterschiedlichen Herangehensweisen, die möglichen Facetten dazwischen, wollen wir mit „Eine Idee in Fläche und Form“ veranschaulichen.

Walter Angerer-Niketa untersuchte in seinen geometrischen Reduktionen stets ein für ihn existentielles Phänomen zunächst im Zweidimensionalen. Konstruktionslinien durch marmorierte Grautonflächen beziehen in seinen Gouachen den Raum mit ein, machen ihn transparent und damit sichtbar, aber nicht auflösbar. In der Skulptur entwickelten sich aus Angerers Überlegungen mitunter völlig eigenständige Formen. Formen, die stets im Begriff sind, sich zu erheben, sich fort zu bewegen. 

Grundformen wie das Quadrat sind für John Carter die Ausgangslage für seine Formenkompositionen. Die Wiederholung einer Form, deren leichte Verzerrung, Größenveränderung, Überschneidung und farbige Abstufung ergeben die für sein OEvre prägnante Ästhetik. Das puristische Formengeflecht erdenkt John Carter zunächst in flächigen Entwürfen, Grafiken. In den Objekten offenbaren die verformten, verschachtelten Teile Spalten, Auslassungen. Minimalismus mit Tiefe. 

Ein Bildhauer wie Roland Goeschl denkt nahezu immer räumlich. Weshalb sich seine Papierarbeiten zu einem Thema mit der Arbeit an der Plastik abwechselten. Die daraus resultierenden Werke haben manchmal was Skizzenhaftes, eine Idee rasch Festhaltendes, aber auch konkret durchdacht Modellhaftes. Goeschl bezog auch immer Bewegung und Zufall in seine konkreten, geometrischen Arbeiten mit ein, was seinem Werk etwas Rätselhaftes gibt.

Linien, unterschiedlich breit, in unterschiedlichen Grauwerten mit behutsam unterlegten Farbflächen, suggerieren auf einer Ebene fiktive dekonstruktive Glasarchitektur. Räumliche Bilder aus Linien und Flächen. Diese dritte Dimension im Zweidimensionalen treibt Karl Kriebel noch einmal ins Unergründliche, indem er kubische Formen mit seiner gläsernen Raumillusion übermalt. Scheinbare spartanische Durchsichtigkeit ummantelt einen kubisch festen Körper.

Ein von Christiane Reiter festgelegter Algorithmus, eine Origamifaltung und Buntstifte in drei Farben, das ist die Basis für 48 Papierreliefs. Die Faltung des A4 Blattes ergibt einen diagonalen Raster, dessen quadratische Felder Christiane Reiter mit den Farbstiften bemalt. Die Reihenfolge der Farben bestimmt der Zufall. Die Handschrift des meditativen analogen Malprozesses gilt der besonderen Wertschätzung für das Werk als Subjekt.

Es sind architektonische Fragmente, die die Bauhaus-DNA in sich tragen, die deren Philosohie im Heute spielerisch weiterentwickeln. Bogumila Strojna zitiert mit gewinkeltem Alublech, einem Raster folgend, die Formensprache der allem Design und gängiger Baukunst zugrunde liegender Bauhausmoderne. Das faszinierende ihrer kubischen Abstraktion ist die Subtraktion der Formulierung. Ihre Gedanken zu diesen Schmuckstücken sind in den flächigen Farbstiftarbeiten nachzulesen.